8 Paul Ackermann Bedingungen, Ziele und Moglichkeiten politischer
Sozialisa tion 1. Vorbemerkungen Der Begriff "Politische Sozialisation"
bezieht sich auf jene bewui. \ten und unbewui. \ten Lemprozesse, durch
die Menschen zu politischen Orientierungen und Verhaltensweisen
gelangen. Politische Sozialisa tion ist - zumindest in den USA - zu
einem der wichtigsten For schungszweige der Sozialwissenschaften
geworden. Greenstein gibt folgende Definition: "Alles politische Lemen,
formales wie zwang loses, vorsatzliches wie ungeplantes, zu jeder Zeit,
ein Leben lang, eingeschlossen nicht nur ausdriicklich politisches
Lemen, sondern nominell nicht politisches Lernen, dasjedoch politisches
VerhaIten beeinflui. \t, wie z. B. Lernen von politisch relevanten,
sozialen Ein stellungen und Erwerb von Personlichkeitsmerkmalen. "l 1m
Gegen satz zu den mehr padagogisch orientierten Begriffen, wie
politische Bildung und Erziehung, die lange Zeit in Deutschland
gebrauchlich waren, werden hier die Bedeutung des intentionalen
politischen Ler nens etwas relativiert und die gesellschaftlichen
politischen System zusammenhange, in denen die Prozesse stattfinden,
starker betont. Die amerikanische politische Sozialisationsforschung ist
aufs engste mit der Entwicklung der Systemtheorie verkniipft. Deren
strukturell-funktionale Variante bestimmte weitgehend die Rezep tion der
amerikanischen Sozialisationsforschung. Gefragt wurde in diesem
Zusammenhang nach der Relevanz politischer Lernprozesse fdr das
Funktionieren und den Fortbestand politischer Systeme. Je stabiler das
System sein solI, desto homogener miii. \ten die Lernin haIte in der
gesamten Gesellschaft sein. Versuche anderer system theoretischer
Variant en, Konflikt und Wandel in das Systemkonzept und damit in die
Sozialisationsforschung zu integrieren, blieben in 2 Deutschland
unberiicksichtigt."