Glutenunverträglichkeit ist ein multifaktorielles Phänomen. Im
medizinischen Kontext werden damit Symptome assoziiert, die nach dem
Verzehr von glutenhaltigen Nahrungsmitteln auftreten. Jedoch sind nicht
alle Fälle einer wahrgenommenen Glutenunverträglichkeit medizinisch
diagnostizierbar. Nur für Zöliakie und Weizenallergien bestehen
eindeutige Diagnosekriterien. In den meisten Fällen besteht eine
Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (NCWS). Gluten
kann bei NCWS nur selten als verursachendes Agens nachgewiesen werden.
Vielmehr kommen andere Inhaltsstoffe von Weizen, wie ATI oder FODMAP,
oder eine gestörte intestinale Mikrobiota als Krankheitsauslöser in
Frage. Cordula Harter stellt klar: Glutenunverträglichkeit ist ein
Modetrend, dem viel mehr Menschen folgen, als es diagnostizierte
Patienten gibt. Die Autorin zeigt, dass glutenhaltige Getreide
ernährungsphysiologisch hochwertige Nahrungsmittel sind, die wertvolle
Nährstoffe und Ballaststoffe liefern. Eine Eliminierung ist nur selten
medizinisch indiziert und nutzt der Nahrungsmittelindustrie oft mehr als
dem Verbraucher.
Die Autorin:
Dr. Cordula Harter ist Privatdozentin und Lehrkoordinatorin am
Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg.