Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Psychologie -
Religionspsychologie, Note: 1,0, International Psychoanalytic
University, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit
unternimmt den Versuch, das psychoanalytische Verständnis der Religion
Sigmund Freuds und Donald W. Winnicotts vorzustellen. Besonders geht es
um die Frage, welche Rolle die Autoren der Illusion zukommen lassen. Die
Konzeptionen unterscheiden sich wohl nicht zuletzt wegen ihrer
unterschiedlichen Entstehungszeit grundsätzlich voneinander. Freuds
zentrale Religionsschrift "Die Zukunft einer Illusion" (GW XIV, 1927)
erschien vier Jahre nach dem Ausbruch seiner Krebserkrankung, welche ihn
vermutlich für die Themen der Religion wie Endlichkeit und Trost
sensibilisierte. Die Ansichten Winnicotts zur Religion sind nicht in
einer einzigen Schrift zusammengefasst, deren Entstehungsgeschichte
zeigt allerdings zeitliche sowie inhaltliche Nähe zum aufkommenden
Humanismus in der Psychologie der 50er und 60er Jahre. Beide Positionen
verbindet die Ansicht, dass die Religion grundsätzlich eine Illusion
sei. Der Umgang mit ihr und ihr Stellenwert ist jedoch bei den beiden
Autoren zutiefst verschieden. Es ergeben sich zwei gegensätzliche
Ansichten: Einerseits die Illusion der Religion als Teil eines
wunscherfüllenden falschen Bewusstseins. In dieser Position Freuds
schwingt die Frage nach Wahrheit und Falschheit religiöser Inhalte mit.
Andererseits die Position Winnicotts, der die Illusion religiöser
Erlebnisse auf dieselbe Stufe stellt, die er der Illusion der Kunst und
den damit einhergehenden Genussmöglichkeiten zuordnet. Während Freud die
Religion zu überwinden und durch die Wissenschaft als Glaubenssystem zu
ersetzen versucht, stößt er bei vielen Anti-Säkularisten in den Reihen
der Psychoanalytiker auf Protest. Die Argumentation und Leseart Joel
Whitebooks (2014) der Schrift "Die Zukunft einer Illusion" rekonstruiert
einen wichtigen Kern des Freud'schen Projekts Psychoanalyse: Dachte man
lang