Der Diskurs über die Gruppenarbeit unterlag in diesem Jahrhundert einer
zyklischen Interessenschwankung. Momentan befindet er sich wieder in
einer Phase des Interessenmaximums. Im Gegensatz zu den 70'er Jahren hat
das Thema allerdings seine Funktion als ideologischer Kampf- schauplatz
verloren. Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Diskurs bewegt sich
zwischen Untemehmensberatung und FallbeispielsammIung. Obwohl es eine
umfangreiche Literatur zu dem Thema gibt, sind einige Probleme
unterbelichtet geblieben. Zwei Defizite markieren diesen Be- reich: 1.
Es fehlt bisher ein einheitliches theoretisches Konzept, das die Analyse
der Gruppenarbeit fundiert. 2. Es fehlt eine systematische Betrachtung
zur Frage der Anreize bei Gruppenarbeit. Das erste Defizit möchte diese
Arbeit mit Hilfe einer "modellierten"l Rational-Choice-Theorie beheben.
Zur wissenschaftlichen Fundierung des bisher hauptsächlich an konkreter
betrieblicher Beratung fixierten Dis- kurses zur Gruppenarbeit wird ein
Ansatz der Rational-Choice-Theorie entwickelt. Die Behebung das zweiten
Defizits folgt aus der theoretischen Fundie- rung. Kollektives Handeln
ist in der Logik der Rational-Choice-Theorie 2 nur mit Hilfe von
Anreizen möglich - Ein nähere Betrachtung der Anreize ist insbesondere
bei den Arbeitsgruppen notwendig, da sie z. T. trade-offs mit einigen
Zielen der Gruppenarbeit induzieren können und somit dysfunktional sind.
Darüberhinaus ist bei der Einführung von Gruppenar- beit das
betriebliche Anreizsystem auf die neuen Anforderungen abzu- stimmen.
Eine systematische Analyse der Anreizsysteme liefert Hy- pothesen zu
potentiellen Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Grup- Mit diesem
Terminus wird in dem amerikanischen Rational-Choice-Diskurs die em-
pirische "Befruchtung" einer z. T. sehr abstrakten Theorie (der
Spieltheorie) bezeichnet; vgl.