In Einzelanalysen bekannter Werke der Theater- und Filmgeschichte wendet
sich die vorliegende Arbeit erstmals Konstruktionen mit Nebenfiguren zu.
Zwischen Sophokles, Shakespeare und Strindberg werden neben den
dramatischen Funktionen im Kontext von Handlung und Hauptfiguren auch
typologische Kategorien der Randfigur thematisiert. Eine komprimierte
Darstellung wichtiger Entwicklungspunkte der historischen
Figurendramaturgie skizziert verschiedene Ausformungen psychologischer
Figurengestaltung. Im zweiten Teil steht der Kinofilm mit seinen
medientypischen Eigenheiten im Vordergrund. Ausgewählte Beispiele der
Filmanalyse zeigen die erweiterte Bedeutung der supporting characters
für die Erzielung vorrangiger Rezeptionswirkungen im Bereich von
Affekten und tendenziell unbewusster Wahrnehmung. Das somit insgesamt
aus vielen verschiedenen Ansätzen gewonnene Instrumentarium soll
anleiten, standardisierte Bauformen, Versatzstücke und individuelle
Figurenpsychologie auch in schwierigen Konstruktionen der
gruppendynamischen Verwicklung zu überschauen. Die bislang wenig
beachtete Frage nach der Randfigurengestaltung erhält damit eine
optionale Diskussionsgrundlage.