Der Übergang von der Schule zur Hochschule im Fach Mathematik stellt
viele Studierende vor verschiedene Schwierigkeiten, wobei der veränderte
Umgang mit Anschauung eine besondere Herausforderung sein kann. Es ist
denkbar, dass eine stärker anschaulich ausgerichtete Hochschulmathematik
die Übergangsproblematik abmildert. Das Hauptanliegen dieser Arbeit
besteht daher darin, zu klären, welche Rolle Anschauung in der
mathematischen Hochschullehre spielen sollte. Dabei liegt der Fokus auf
der Lehrveranstaltung Analysis. Zunächst wir eine Definition von
Anschauung entwickelt und verschiedene Einsatzarten von Anschauung
werden unterschieden, um diese bezüglich ihrer Angemessenheit zu
bewerten. Daran anschließend wird ein Vorschlag vorgestellt, wie durch
interaktive dynamische Visualisierungen Anschauung in die mathematische
Hochschullehre eingebunden werden kann. Abschließend werden in einer
empirischen Untersuchung anschauliche Elemente in Beweisprozessen von
Studierenden rekonstruiert, deren Lernprozesse durch interaktive
dynamische Visualisierungen unterstützt wurden. Die anschaulichen
Elemente werden in einer Typologie zusammengefasst und die so gewonnenen
Typen bezüglich des Potenzials, welches diese für das Führen von
Beweisen bieten, bewertet.