Ein "Tagebuch der Enttäuschungen" So bezeichnete Annette Kolb
"Zarastro", den Rechenschaftsbericht über ihr Schweizer Exil, in welches
sie 1917 trotz Auslandsreiseverbotes flüchten konnte. Fand sie während
ihrer "westlichen Tage" dort zwar einen Kreis Gleichgesinnter wie
Hermann Hesse, Harry Graf Kessler, René Schickele oder Carl Sternheim,
war die Schweiz "wie ein herrlicher, aber auch für mich nach allen
Seiten hin verbarrikadierter Garten". Sie entwarf ein Bild von einer
politischen und kulturellen Elite, die einen erneuten Rückfall in Krieg
und Kulturbarbarei verhindern würde. Diese Vorstellung blieb
illusionistisch. 1919 kehrte sie nach Deutschland zurück, musste es 1933
jedoch wieder verlassen. In "Memento" erinnert sie sich an ihren
abenteuerlichen Weg von Badenweiler nach Amerika: Erinnerungen an kleine
Dinge, an Menschen, an das Abenteuer des Fortgehens und an das größere
der Heimkehr. Und hinter allem steht, fühlbar und übermächtig, die Frage
nach dem Sinn des Überlebens.