Fiir die Bearbeitung einer Wollkunde im Rahmen einer Technologie der
Textilfasern sind zwei Gesichtspunkte von ausschlaggebender Bedeutung:
die Betrachtung vom ziic4terisch-biologischen Standpunkt und die vom
Standpunkte des Wolleverarbeiters. Die zweckma.Bige Kombination ergibt
sich daraus, daB die Wolle als Ausgangsmaterial technischer Verarbeitung
ein tierisches Produkt ist, dessen Eigenschaften eng mit der
Organisation des tierischen Organismus verkniipft sind. Schon aus diesem
Grunde haben wir eine enge Vereinigung der beiden Betrachtungsweisen
gebracht, zumal auch der ziichterisch-biologische Standpunkt bisher mehr
oder weniger vernachlassigt worden ist. Die Forschungen iiber Wolle
standen in Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland im Mittelpunkt
wissenschaftlicher Betrachtungen, speziell von
biologisch-tierziichterischer Seite, doch auch zum Tell in Fiihlungnahme
mit der Textilindustrie. Spaterhin ging dieses Interesse zuriick und
erfuhr erst wieder zu Beginn dieses Jahrhunderts eine etwas groBere
Belebung. MaBgebend hierfiir waren die Rohstoffnot im Kriege und spater
das Rationalisierungsbestreben der Industrie, sowie der Wunsch nach
einwandfreien Methoden zur Kontrolle des Verarbeitungsganges und des
Ausgangsmaterials. Bei der Darstellung der Wolle vom
ziichterisch-biologischen Standpunkte muBte eine Beschrankung auf die
Histologie und Physiologie von Haut und Haar des Schafes eintreten und
nur, wo es vergleichende Betrachtungen zur Erklarung der Ursachen
erforderten oder Spezialuntersuchungen beim Schaf fehlten, wie z. B.
beim VerhornungsprozeB der Haut, war ein Heranziehen von Studien an
anderen HausEaugetieren bzw. am Mem: chen erforderlich. Dies und die
Riick- sicht auf den Umfang des vorliegenden Bandes fiihrten zu einer
Einschrankung der zitierten Literatur auf die erwahnten Spezialarbeiten.
Halle a. S., im Juli 1929. Die Verfasser. Inhaltsverzeichnis. I. Die
Hant.