Niemals zuvor sind Internationale Organisationen so leidenschaftlich und
kontrovers beurteilt worden wie Weltbank und Internationaler
Währungsfonds, die Pfeiler des Bretton-Woods-Systems. Der Grund dafür
liegt auf der Hand: diese bei den, oftmals als die "Zwillinge" des
Bretton-Woods-Systems tituliert, sind vor nun fünfzig Jahren entstan-
den und haben für viele Gesellschaften noch immer mehr Bedeutung und
Macht als alle anderen Großorganisationen, die in der Nach- kriegszeit
geschaffen wurden. Das gilt auch für die NATO, dem teu- ersten
Militärbündnis der Weltgeschichte, das nach dem Ende des Kalten Krieges
nicht nur einen Großteil seiner Nützlichkeit (wenn denn nukleare
Abschreckung wirklich immer nützlich war!), sondern auch seine
politische Orientierung verloren zu haben scheint. Das Kon- zept der
"kollektiven Sicherheit", heute gar der "gemeinsamen Sicher- heit", das
seit dem Zweiten Weltkrieg zu den friedenspolitischen Ver-
heißungsformeln gezählt wurde, ist als Ausdruck westlicher Sicher-
heitspolitik stark beschädigt worden. Nicht so das Regime der
internationalen Entwicklungskooperation! Die Internationalen
Finanz-Institutionen (die "IFIs") Weltbank und Währungsfonds sind agiler
und flexibler, für viele Staaten der ehemals Zweiten und Dritten Welt
bedeutsamer und für das kapitalistische Ge- samtsystem
funktionstüchtiger denn je zuvor. Ihre Manager kommunizie- ren täglich
und weltweit mit Tausenden von Regierungsbeamten, Mit- arbeitern,
Konzernangestellten und Consultants aus aller Herren Län- dern und
beeinflussen über "Empfehlungen", Projektkredite, Struktur-
anpassungspolitiken und verbale Drohungen mit spürbaren Folgen das
wirtschaftliche und soziale Schicksal vieler Millionen Menschen in den
"Entwicklungsländern".