Inhaltsangabe: Einleitung: Deutschland ist in Westeuropa der einzige
größere Staat ohne einen integrierten nationalen Mineralölkonzern.
Anders als in Frankreich (TotalFinaElf), Italien (ENI), den Niederlanden
(Royal Dutch Shell) oder Großbritannien (BP) existiert hier kein
vergleichbarer Konzern, obwohl in anderen Schlüsselindustrien wie dem
Chemie- oder dem Automobilbereich starke multinationale Unternehmen
vorhanden sind. Was ist die Motivation für Nationen, einen integrierten
nationalen Mineralölkonzern zu schaffen oder zu fördern? Erdöl hat eine
strategische Bedeutung für Staaten, da es bis heute als Energieträger
für Volkswirtschaften unverzichtbar ist. Erdöl kann nicht vollständig
durch andere Kohlenwasserstoffe ersetzt werden. Der Verkehrssektor ist
heute in hohem Maße auf Mineralölprodukte angewiesen. Regierungen haben
deshalb ein Interesse an nationalen Mineralölkonzernen, um die
Versorgung des Landes sicherzustellen. Da die meisten Verbraucherstaaten
über keine oder nur geringe Ölquellen verfügen, stellen heimische
Ölkonzerne, die über ausländische Ölquellen verfügen, eine Möglichkeit
dar, die Versorgung zu gewährleisten. Amerikanische Unternehmen wie
Standard Oil waren von Anfang an führend im Ölgeschäft. Der
amerikanische Staat war nie an den Unternehmen beteiligt, unterstützte
aber politisch die Gründung von Betrieben im Ausland. Großbritannien
baute auf Grundlage der Kolonien im Nahen Osten die BP auf, an welcher
der Staat seither beteiligt ist. Die niederländische Royal Dutch Shell
entstand aufgrund politischer Einflussnahme bei der Förderung in
Lateinamerika und Asien. Diese Beispiele zeigen, dass mit staatlicher
Unterstützung große Ölgesellschaften entstanden. Ein wichtiger
Hintergrund dieses Engagements war die nationale Versorgungssicherheit.
Die Mineralölindustrie ist ein Wirtschaftsbereich, in dem sich die
Liberalisierung und Globalisierung der Märkte in besonderem Maße
widerspiegeln. Es herrschte früher wie heute ein starker Wettbewerb, der
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