In zunehmendem MaBe werden in vielen Bereichen des gesellschaftlichen
Lebens mathematische Verfahren angewandt, die in das Gebiet der
Wahrscheinlichkeits- rechnung und mathematischen Statistik - gemeinsam
mit ihren Anwendungsge- bieten werden sie heute auch unter dem
Oberbegriff Stochastik zusammengefaBt - gehOren. Die Ursache dafiir ist
nicht zuletzt in der raschen Entwicklung der Wissenschaften, die sich
mit Problemen der Natur, der Technik, der Wirtschaft und der
Gesellschaft beschaftigen, zu suchen. AIle diese Wissenschaftsgebiete
stellen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematischen Statistik
standig neue, zahlreichere und umfangreichere Aufgaben, die entweder mit
den schon vorhandenen Methoden gelost werden konnen oder AnlaB zu neuen
theoreti- schen Untersuchungen geben. Begiinstigt wird diese Tendenz
auch durch die Entwicklung der Rechentechnik; denn erst durch dieses
Hilfsmittel wurde es moglich, viele Probleme bis zum numerischen
Resultat zu bearbeiten. Die Bediirfnisse der Praxis sind schon immer
wesentliche Triebkrafte der Ent- wicklung der
Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematischen Statistik gewe- sen. Die
Anfange der Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die im 17. und
18. Jahrhundert liegen, entstanden aus der Behandlung von Aufgaben, die
im Zusammenhang mit Gliicksspielen gestellt wurden. Die Bearbeitung
derartiger Aufgaben, u. a. durch B. Pascal und P. de Fermat, fiihrte zur
Klarung wich- tiger Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung und zu
Untersuchungen iiber eine Erweiterung der Anwendungsgebiete der
erzielten Ergebnisse. Es wur- de der Begriff des zufalligen Ereignisses
gepragt und durch P. S. Laplace die klassische Definition der
Wahrscheinlichkeit gegeben. Der weitere Ausbau der
Wahrscheinlichkeitsrechnung im 19.