Heinz Rutishauser ist einer der Pioniere der modernen numerischen Mathe-
matik. Urspriinglich als Funktionentheoretiker ausgebildet, trat er 1950
als Mitarbeiter in das kurz vorher gegriindete Institut fiir angewandte
Mathematik an der Eidgenossischen Technischen Hochschule ein, wo sein
aussergewohn- liches algorithmisches Talent bald zutage trat. Mit knapp
gefassten Publikatio- nen fiihrte er Methoden und Fragestellungen in die
numerische Mathematik ein, die sich in der Folge als grundlegend
erwiesen haben. Die Theorie der Stabilitat bei der numerischen Losung
von gewohnlichen Differentialg1eichun- gen, das economizing von
Potenzreihen durch die Verwendung von Tsche- byscheff-Polynomen, der
Quotienten-Differenzen-Algorithmus, das LR-Ver- fahren, die exakte
Begriindung des Romberg-Algorithmus und viele andere Beitrage gehen auf
Rutishauser zuriick. Er erkannte auch als erster, dass der Computer
selbst zur Aufstellung von Rechenprogrammen beniitzt werden kann, und
war massgeblich an der Entwicklung der Programmiersprache ALGOL
beteiligt. In seinen letzten Lebensjahren befasste sich Rutishauser mit
der Axiomatisierung des numerischen Rechnens und gab damit die yom
theore- tischen Standpunkt aus wohl befriedigendste Theorie der
Rundungsfehlerfort- pflanzung. Seine gesundheitsbedingte Reisescheu und
wohl auch eine gewisse Introvertiertheit verhinderten, dass alle diese
Leistungen ihrem Verdienst nach bekannt und gewiirdigt wurden. Nach
Rutishausers Hinschied im Jahre 1970 beauftragte seine Witwe, Frau
Margrit Rutishauser, die Unterzeichneten, seinen wissenschaftlichen
Nachlass zu sichten. Es war uns sofort klar, dass Rutishausers
Vorlesungen iiber numeri- sche Mathematik einen wichtigen Bestandteil
seines Nachlasses bildeten.