Dr. Norbert Schneider Daß Fernsehen auf Wahlentscheidungen erheblich
einwirkt, wird von nie- mandem ernsthaft bestritten. Aber welche
Wirkungen sind das im Näheren? Und wie verläuft der Weg vom Schirm in
die Wahlurne? Wirkung - auf und für wen? Und auf welche Weise, ausgelöst
wodurch? Durch Themen, durch Personen? Durch das Erzeugen von Klima, von
Stimmungen? Durch Weg- lassen und Verschweigen, durch kaum merkliche
Akzente? Und wer ist ge- gen solche Einflüsse gewappnet, wer ist ihnen
wehrlos ausgesetzt? Oder: Wirkung ganz einfach durch Masse, durch einen
bestimmten Marktanteil, aus dem sich ganz von selbst ergibt, was der
Gesetzgeber vorherrschende Mei- nungsmacht nennt? Ob für politische
Parteien oder die Medienwissenschaft, Journalisten oder
Rundfunkaufsicht, Parlamentarier oder Börsianer - für sie alle und viele
andere wäre es schön und gut, und es wäre im Effekt gewiß demokratieför-
dernd, wenn sie hier Genaueres oder sogar Genaues wüßten. Doch die Frage
nach der Wirkung von Fernsehen, der Wirkung von Sendungen auf die Mei-
nungsbildung und insofern auch auf eine konkrete Wahlentscheidung der
Bürger führt auf ein ziemlich weißes, ein weites Feld. Es handelt sich
um jene Fragesorte, die man mindestens als höchst komplex bezeichnen
muß. Manche gehen noch weiter und sagen, daß dieser komplexe
Zusammenhang überhaupt nicht angemessen aufgehellt werden kann. Für
solche, die es gern gradlinig und monokausal haben, ist hier jedenfalls
nichts zu holen.