Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Sprachwissenschaft /
Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1,7, Johannes
Gutenberg-Universität Mainz (Fachbereich für Angewandte Sprach- und
Kulturwissenschaft in Germersheim), Veranstaltung: Hauptseminar
Höflichkeit: Verhaltensmodellierung von der Renaissance bis zur
Gegenwart, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit dem 12. Jahrhundert lässt
sich in Italien die Entstehung einer Art Hofkultur beobachten.
Vorangetrieben wird diese Entwicklung durch die zunehmende
Urbanisierung, die in ihrem Kern die von Jacob Burckhardt in seinem Werk
Die Kultur der Renaissance in Italien analysierten sozialstrukturellen
Veränderungen nach sich zieht. Das Milieu, in dem sich dieser
Zivilisierungsprozess abspielte, war neben den unteren Schichten, in
denen sich dieser Prozess jedoch Standes bedingt andersgeartet vollzog,
vornehmlich der adlige Hof. Die höfische Kultur förderte neben Kunst und
Wissenschaft auch die Entwicklung von neuartigen Verhaltensnormen und
standardisierten Sitten, die weit über die höfischen Grenzen hinweg eine
Art Modellcharakter erhalten. Durch den konzentrierten Reichtum des
italienischen Adels im 14. und 15. Jahrhundert kommt es so zu einer
Kunst- und Kulturrevolution, die sich an der Antike und dem klassischen
Ideal orientiert und diese Vorbilder mit Hilfe schöpferischer
Kreativität weiter zu entwickeln sucht. Diese Revolution gründete sich
auf die Gedanken und Ideen des Humanismus des Altertums mit der Folge
einer Individualisierung des Menschenbildes in der Renaissance. Diese
Wiederbelebung der klassischen Humanitas wird damit bewusst als
"geistig-kultureller Niedergang eines barbarischen Mittelalters"
verstanden. Nichtsdestotrotz ist es überraschend, dass gerade die
höfische Kultur mit ihrer aristokratischen Hierarchie die Emanzipation
des Individuums nicht behinderte, sondern ganz im Gegenteil die freie,
persönliche Selbstbestimmung noch begünstigte. Eloquentestes Zeugnis
dieses Lebensgefühls ist der Corteg