Seit einiger Zeit ist in Deutschland wieder von Unterschichten die Rede.
Dies gilt nicht nur für die Soziologie, für die Öffentlichkeit - die
Medien - und die Politik, auch in der Bevölkerung scheint das Bedürfnis
einer neuen Abgrenzung nach unten zu wachsen. Im Zuge der gestiegenen
Wahrnehmung einer zun- menden sozialen Ungleichheit wird zudem auch die
Frage gestellt, ob sich die neu Benachteiligten nicht nur
sozioökonomisch, sondern auch kulturell von den besser Gestellten
unterscheiden. In diesem Zusammenhang erleben Begriffe wie Klasse und
Schicht in den letzten Jahren eine Renaissance, nicht nur in den
Sozialwissenschaften, s- dern auch in den Medien, vor allem den
Wochenzeitschriften und in Ferns- sendungen. Neu ist hier, dass nicht
nur von einem Klassenbewusstsein in der deutschen Gesellschaft
gesprochen wird, das anwachse, sondern in erster Linie ist von einer
unteren Klasse die Rede. Von neuen Unterschichten sprechen Historiker
(Nolte 2004) und andere - obachter und die Medien greifen begierig
diesen neuen Topos auf. Auch in der Wahrnehmung und im Selbstverständnis
der Menschen scheinen sich die Dinge zu verändern.