In dieser Arbeit wird versucht, die vorkoloniale Sozialstruktur der
Toba-Batak (Samosir, Nordsumatra) zu rekonstruieren. Da die
Verwandtschaftsverhaltnisse (Lineage Organisation und asymmetrische
Allianzstruktur) bei den Toba-Batak gleichzeitig als
Produktionsverhaltnisse fungierten und somit das wichtigste Muster fur
die okonomische und politische Organisation der Toba-Batak-Gesellschaft
lieferten, kann deren Okonomie nicht als ein genau abgrenzbarer und
relativ unabhangiger Bereich behandelt werden. Analog dazu ist es auch
nicht moglich, bei den Toba-Batak einen separaten politischen Bereich
bzw. rein politische Institutionen auszumachen. Die politische
Organisation dieser Gesellschaft kann daher nur uber die Aufdeckung der
politischen Aspekte der Verwandtschaft und daneben auch der Religion
erschlossen werden. Aufgrund der dominanten Rolle der Verwandtschaft bei
den Toba-Batak konnte sich keine zentrale Autoritat bzw. keine
staatliche Organisation entwickeln. Im Gegensatz dazu entwickelten die
Toba-Batak die Institution sakraler Fuhrer (Singamangaraja etc.), die
oft als "Gottkonige" oder "Priesterkonige" bezeichnet wurden. Anders als
Heine-Geldern, der die Singamangaraja- Institution als eine Ubernahme
des Gottkonig-Konzepts indisierter Reiche Sudostasiens interpretierte,
betrachtet der Verfasser die Entwicklung der Institution sakraler Fuhrer
als Versuch der Etablierung einer Autoritat durch die Berufung auf eine
nicht-verwandtschaftsbezogene ("gottliche") Machtquelle. Aus der
dominanten Rolle der Verwandtschaft in der Toba-Batak-Gesellschaft
resultierte die Begrenzung der Autoritat der sakralen Fuhrer. In Teil II
des Buches wird die Sozialstruktur der prakolonialen Toba-Batak mit
jenen einiger ethnischer Gruppen des festlandischen Sudostasiens,
insbesondere der Jarai Vietnams und Kambodschas, verglichen. Der
Verfasser versucht die Hypothese Heine-Gelderns zu uberprufen, der
zufolge die Institution der drei sakralen "Konige" der Toba-Batak eine
Parallele in den Potao der Jarai ("Konig des Feuers, des Wasser und des
Windes") hat. Im Laufe der Untersuchung zeigte sich, dass bei beiden
Gesellschaften die Institution der sakralen Fuhrer mit einem bestimmten
Muster der Interaktion, die diese Hochlandethnien mit den Gesellschaften
des Tieflandes verbindet, zusammenhangt.