Kosmopolitismus wird oft als elitare Geisteshaltung angesehen. Diese
Studie geht allerdings von der These aus, dass er auch ein
gesellschaftliches und politisches Engagement begrundet hat. Es wird
untersucht, wie Weltburger grenzuberschreitend gemeinsame
Positionierungen entwickelten und umsetzten. Im Fokus steht der Umgang
mit dem kosmopolitischen Erbe der Aufklarung im 19. und fruhen 20.
Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich. Auf der Suche nach
Transferphanomenen, Spannungen und Verflechtungen werden entscheidende
Umbruchsphasen beleuchtet: die Debatten des Revolutionszeitalters, die
Erneuerung des Internationalismus nach 1848/1849, das Wechselverhaltnis
von Nationalismus und Universalismus um 1871, die Friedensbewegung vor
1914 und der Versuch, nach dem Krieg eine friedliche Weltordnung
weltburgerlich zu begrunden. Die Aufarbeitung kosmopolitischer
Einstellungen bietet Einsicht in einen deutsch-franzosischen
Lernprozess, der die Durchsetzung einer geteilten Demokratieauffassung
begunstigt hat.