Wir haben uns die Aufgabe gestellt, durch Beobachtung und durch
zumutbare Auslegung einen Beitrag zur KUirung der morphologischen und
biologischen Eigenschaften sowie der umstrittenen Eigenstandigkeit
lymphoepithelialer Geschwiilste zu leisten. Vor mehr als 5 Jahrzehnten
haben zwei dem Fortschritt der Human- medizin gewidmete Manner, der
Pathologe Alexander SCHMINCKE (da- mals Munchen) und der Radiophysiologe
Claude REGAUD (Paris) den Begriff "lymphoepitheliale Geschwulst"
gepragt. Beide Wissenschaftler bezogen sich auf
bestimmt-charakterisierbare Tumoren des Rachenrau- meso Offensichtlich
stand dabei der Leitsatz von Johannes MULLER (1938) Pate: "Das Prinzip
der Einteilung der Geschwiilste in Gruppen kann weder allein von der
feinsten Struktur noch von der chemischen Beschaf- fenheit hergenommen
werden". In Wort und Schrift hat uns Wilhelm DOERR immer wieder auf die
Notwendigkeit der Betrachtung arztlicher und nicht-arztlicher Probleme
in ihrer Gesamtheit, als Summe aller mog- lichen Teilfaktoren
hingewiesen. Dies ist auch in seinen Publikationen und Vortragen uber
lymphoepitheliale Geschwiilste klar zum Ausdruck gekommen (1955-1976),
wenn er klinische, therapeutische, normal-histo- logische und
histo-pathologische Aspekte fUr die These der Besonderheit der
Lymphoepitheliome anfuhrt. Jedoch haben andersartige Betrachtungsweisen
zu einer kategorischen Ablehnung der Eigenstandigkeit lymphoepithelialer
Geschwiilste gefUhrt. So wurde der Boden bereitet, einerseits die
Bezeichnung "Lymphoepithe- liom" im Rahmen von Publikationen der WHO als
ungeeignet ("misno- mer") anzusehen (W AHI, 1971), andererseits aber
auch heute noch der Auffassung von SCHMINCKE und REGAUD innerhalb der
Kapitel gro13erer Lehrbucher zu folgen (z. B. DOERR, 1970 und 1974; V.
ALBERTINI, 1974 und SEIFERT, 1974).