Zur Rechtfertigung dieser Edition von Dedekinds berühmtem elften
Supplement zu Dirichlets "Vorlesungen über Zahlentheorie" kann ich keine
besseren Worte finden als die von Dedekind selbst am Schluß seines
Vorworts zur zweiten Auflage dieser "V orlesungen" (1871): "Endlich habe
ich mich bemüht, überall, wo es mir möglich war, auf die Quellen zu
verweisen, um den Leser zum Studium der Original werke zu veranlassen
und in ihm ein Bild von den Fortschritten der Wissenschaft zu erwecken,
deren ebenso tiefe wie erhabene Wahrheiten einen Schatz bilden, welcher
die unvergängliche Frucht eines wahrhaft edelen Wett- kampfes der
europäischen Völker ist. " Das elfte Supplement, das zuerst in der
dritten Auflage erschien, war eine Neufassung eines bedeutenden
Abschnittes (§§ 159-170) des zehnten Supplementes der zweiten Auflage.
Über diesen Abschnitt schreibt Dedekind im Vorwort zur zweiten Auflage:
"Endlich habe ich in dieses Supplement eine allgemeine Theorie der
Ideale aufgenommen, um auf den Hauptgegenstand des ganzen Buches von
einem höheren Standpunkte aus ein neues Licht zu werfen; hierbei habe
ich mich freilich auf die Darstellung der Grundlagen beschränken müssen,
doch hoffe ich, daß das Streben nach charakteristischen Grund-
begriffen, welches in anderen Teilen der Mathematik mit so schönen
Erfolgen gekrönt ist, mir nicht ganz mißglückt sein möge. " Schon vor
Dedekind hatte Kronecker eine Idealtheorie der algebraischen Zahlkörper
entwickelt, aber die Dedekindsche Theorie ist unabhängig von der
Kroneckerschen entstanden.