War die Ehescheidung noch vor wenigen Jahrzehnten gesellschaftlich stark
stigmatisiert und eher eine Ausnahmeerscheinung, gehört sie inzwischen
für einen Großteil der einmal Verheirateten zur Normalbiografie.
Erheblich gewandelt haben sich im 20. Jahrhundert auch die Vorstellungen
davon, was eine Ehe normativ zu sein hat - und damit die als legitim
erachteten und vor Gericht akzeptierten Gründe, sie aufzulösen. Thomas
Mazzurana leistet einen Beitrag zu einer Soziologie der Ehescheidung,
indem er in einer wissenssoziologischen Perspektive die subjektiven
Begründungen und Bewertungen der Scheidung in mehreren institutionellen
Feldern untersucht. Er macht in den Diskursen der Akteure die
Rechtfertigungsmuster und damit die sozialen Repräsen-tationen von Ehe
und ihrer institutionellen Auflösung in der Spätmoderne sichtbar.