Die Mosaiken in der Vorhalle von San Marco in Venedig folgen
fruhchristlichen Illuminationen der Cotton-Genesis, einer Handschrift,
die nur in verkohlten Resten bewahrt ist. So uberliefern sie den
verlorenen Bilderschatz und sind Beispiel fur die mittelalterliche
Rezeption eines fruhchristlichen Konzeptes. Jedoch wurde in der
Forschung bisher die mittelalterliche Intention auf eine Grosse der
Kopienkritik, des spateren Zusatzes reduziert. Ausserdem spielten die
Mosaiken eine zentrale Rolle bei der Rekonstruktion der Handschrift, die
Herbert L. Kessler und Kurt Weitzmann 1986 publizierten und die nicht
unhinterfragt blieb. Die Diskussion der unterschiedlichen Positionen im
Jahr 2012 basiert auf neuesten Ergebnissen der Bauforschung und
thematisiert Funktion der Mosaike sowie die Inschriften. Die
methodischen Fragen lassen die Vielschichtigkeit der Transformation
antiker Vorstellungen in schliesslich mittelalterliche Konzepte deutlich
werden. Mit Beitragen (in Deutsch und Englisch) von Beat Brenk, Herbert
Broderick, Martin Buchsel, Thomas E.A. Dale, Rudolf Dellermann, Herbert
L. Kessler, Karin Krause, Henry Maguire, Kathrin Muller und Rebecca
Muller