Im 150. Band der 'Bibliothek' geht es um die Einfuhrung einer neuen
Perspektive auf die Philologie. Diese wird in der Auseinandersetzung mit
einem Grundtext der europaischen Literatur entwickelt. Ovids "Jagd des
Aktaion" kreist um die Verhandlung der Grenze von Innen und Aussen, Gott
und Mensch, Mensch und Tier, Tier und Beute, Natur und Kultur, Herr und
Knecht. Mehr noch als ein Drama des Sehens ist die "Jagd des Aktaion"
ein Drama der Sprache und der Verfugung uber die Sprache. Im Zentrum der
'Metamorphosen'-Poetik wird die blosse Verstandigung uber die
Katastrophe im Herzen der Zivilisation zum 'experimentum crucis'. Und
die Philologie? Als Archaologie der Moderne beobachtet sie, wie der Text
all die Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten, die Atopien und
Utopien, die Paradoxien und Paroxysmen der Kunst und des Lebens und so
auch des Denkens denkt, und staunt, wenn sie in der Interpretation,
diesem "Protokoll der Merkwurdigkeiten oder des Wunderbaren"
('thaumatographia'), sich selbst erkennt.