1. "Wir erzeugen die Welt, in der wir leben, indem wir sie leben".
Ausgehend von seiner Biologie der Kognition deutet H.Maturana mit dieser
Aussage den in dieser Theorie konzeptualisierten grundsätzlichen Wandel
von Wirklichkeitsbegriff und Menschenbild an. Auf der Basis einer
Theorie autopoietischer Systeme erarbeitete er eine Alternative zu einem
Wirklichkeitsbegriff, der wesentlich durch die Wissenschaft der Neuzeit
mit ihrem Anspruch der objektiven Erkenntnis einer von den "Wirk-
ursachen" beherrschten Welt etabliert wurde. Eben diese fundamentale
Methode implizierte in den Bio - und Verhaltenswissenschaften einen bis
heute nicht über- wundenen Dualismus mechanistisch -reduktionistischer
und teleologisch -vitalistischer Erklärungsprinzipien. 2. Diese erstmals
von I.Kant (insbesondere) im dritten Widerstreit der Antinomien der
reinen Vernunft in aller Schärfe aufgezeigte Dichotomie im Bild von
Mensch und Wirklichkeit findet ihre Auflösung in der Philosophie
G.W.F.Hegels. Aus der Ver- mittlung von Zweck und Mechanismus ergibt
sich das lebende Individuum als Subjekt, als "der Selbstzweck, der
Begriff, welcher an der ihm unterworfenen Objektivität sein Mittel und
subjektive Realität hat". Verbunden mit dieser Vermittlung ist die fun-
damentale Kritik am "bisherigen Begriff der Logik, daß das Objekt ein
für sich Voll- endetes, Fertiges sei, das des Denkens zu seiner
Wirklichkeit völlig entbehren könne".