Streitgespräche verlaufen weder chaotisch noch völlig unkooperativ,
sondern unterscheiden sich von konsensuellen Gesprächen durch
systematische Änderungen der Sprecherwechselorganisation,
charakteristische sprachliche Reaktionsweisen auf Kontrahentenäußerungen
und das Auftreten typischer Verweis- und Zusammenhangsmarkierungen
zwischen einzelnen Gesprächsbeiträgen. Anhand einer detaillierten
diskursanalytischen Untersuchung von Gesprächstranskripten von
Gruppengesprächen im Zeitausmaß von mehr als 25 Stunden wird in dieser
Studie die Struktur verbaler Konfliktaustragungsepisoden untersucht,
sowie eine umfassende linguistische Darstellung der in Streitgesprächen
verwendeten Sprechhandlungen gegeben. Außerdem wird der Einfluß
verschiedener Gesprächskontexte auf Struktur und Verlauf von
Konfliktgesprächen berücksichtigt. Den theoretischen Rahmen bildet eine
Modifikation und Differenzierung des Griceschen Kooperativitätsprinzips
und eine vorwiegend auf gesprächsstrukturellen Charakteristika von
Konfliktkommunikation basierende diskursanalytische Definition von
Streitgesprächen.