Die strahlenbiologische Forschung ist beinahe ebenso alt wie die
Erkenntnis, daB es radioaktive Isotope gibt, die ionisierende Strahlen
aussenden. Derartige Untersuchungen entsprangen nicht, wie es manch mal
scheinen mag, der Angst vor den Gefahren dieser Strahlung sondern
vielmehr dem Trieb des Menschen, die Umwelt mit ihren Phiinomenen zu
erfassen. Heute, in einer Zeit, die sich anschickt, mit der Kerntechnik
zu leben, stellt sich die Frage nach den biologischen Wirkungen
ionisierender Strahlen zwar mit einer besonderen Aktuali tat. Sie sollte
jedoch vor allem aus der Grundhaltung wissenschaftlichen Suchens, das
Wissen zu vermehren, gesehen werden. Zum Verstandnis des Mechanismus
kommt den Untersuchungen dieser Fragestellung im molekularen Bereich
besondere Bedeutung zu. In den letzten 10-15 J ahren ist eine groBe Zahl
biochemischer Messungen an bestrahlten Organismen verofl"entlicht
worden. Es er schien mir daher reizvoll, einen Versuch zu unternehmen,
die experi mentellen Befunde zusammenfassend darzustellen und
einzuordnen. Dabei wurde nicht verkannt, daB die Forschung auf dem
Gebiet der Strahlen-Biochemie sehr stark im FluB ist und die Sicht der
kausalen Zusammenhange bisher in vielen Fiillen nicht moglich ist, so
daB viele Fragen unbeantwortet bleiben mtissen. Da die Parameter, wie
Zeit faktoren, Bestrahlungsbedingungen usw., die die biologischen Strah
lenefl"ekte beeinfiussen, sehr vielfiiltig sind, ergibt sich haufig eine
sehr komplexe Situation. Es kann daher nicht der Anspruch erhoben wer
den, daB die in der Literatur beschriebenen Daten in den folgenden
Kapiteln erschopfend dargestellt sind."