Als 'Stille Größe' bezeichnete Winckelmann die Fähigkeit antiker
Bildwerke tiefe Leidenschaften zu verkörpern und dennoch ruhig zu
verbleiben sowie gemäßigt im Ausdruck. Seine ästhetische Prämisse barg
dabei einen ethischen Kern, der sich in die Militärtheorie überführen
ließ ein Defensivideal, das im Verlauf der Französischen Revolution und
den Napoleonischen Kriegen an Aktualität gewann. Der künstlerische
Paradigmenwechsel der Zeit 'um 1800' ging einher mit einem fundamentalen
Erscheinungswandel des Kriegs. An die Stelle der frühmodernen
Kabinettskriege traten der moderne Volkskrieg und die Idee einer
Allgemeinen Wehrpflicht, die für eine dramatische Ausweitung des
Kampfgeschehens sorgten. Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen
künstlerischen Ausdrucksformen und militärischen Organisationsformen in
der Zeit vom Beginn der Revolutionskriege bis zum Ende des spanischen
Bürgerkriegs, und fragt, wie eng Kunstideal und Verteidigungsideal in
diesem Zeitraum ineinandergreifen.