In der Zeitschrift Antike Kunst 34, 1991 suchte ich zu zeigen, daß die,
home- rischen' Gruppen von Sperlonga eklektischen Charakter haben und
nicht auf Originale hochhellenistischer Zeit zwischen 180-140 v. Chr.
zurückgeführt werden können. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich
mit Werken helle- nistischer Kleinkunst, die bisher als Nachbildungen
und damit als Beweis für die Existenz der großplastischen Gruppen vor
dem Späthellenismus gelten. Tatsächlich müssen jedoch einige von ihnen
beträchtlich früher datiert werden als die hypothetischen Originale, und
zwar noch ins 3. Jahrhundert v. Chr. Sie legen deshalb den umgekehrten
Vorgang nahe, daß nämlich die, homerischen' Gruppen Vorlagen
illustrierender Flächenkunst über Zwischenstufen in monu- mentale
Skulptur umsetzten. Die genauere Datierung der Originale ist nicht
Gegenstand dieser Arbeit, doch spricht manches dafür, daß es sich bei
den Gruppen um eine neue Kunstgattung handelt, die hauptsächlich der
Ausstat- tung römischer Villen und Paläste diente und die erst um bzw.
nach 100 v. Chr. größere Bedeutung bekam. Die Blüte der Produktion
scheint in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis in
caesarische Zeit gelegen zu haben und steht wahrscheinlich in
Zusammenhang mit den zahlreichen Bildhauernamen aus dieser Zeit, deren
Ruhm noch Plinius geläufig war. Hier eröffnet sich die Möglichkeit,
einer noch weitgehend unerforschten Epoche bedeutende Mei- sterwerke
zuzuschreiben.