STADTSOZIOLOGIE - WOHIN? Von Jiirgen Friedrichs I. Ein Riickblick 1m
Jahre 1956 erschien als erstes Sonderheft dieser Zeitschrift der von
Rene Konig herausgegebene Band "Gemeindesoziologie". Bereits der Titel,
mehr noch die Themen der Beittage zeigen im Vergleich zu dem hier
vorgelegten Band die Entwicklung der sozialwissenschaftlichen
Stadtforschung in der Bundesrepublik. Der damalige Band enthielt fast
ausschlieglich Beitrage zum Wandel Hindlicher Gemeinden und klammerte
die Stadt als Thema weitgehend aus. Dennoch diirfte er dazu beigetragen
haben, die Stadtforschung als Teildisziplin in Deutschland zu
etablieren. Sie hatte, anders als in den USA, vor dem Zweiten Weltkrieg
keine Tradition. Max Weber, Georg Simmel und Werner Sombart haben
wichtige Beitrage zur Stadtsoziologie geleistet - die systemati- sche
Erforschung der Lebensbedingungen in Stadten und der Entwicklung von
Stadten geschah durch sie jedoch nicht. Seither hat sich die
Stadtsoziologie, oder besser: die soziologische Stadtforschung, auch in
der Bundesrepublik erfolgreich entwickelt, wie die kaum noch zu
iiberblicken- de Zahl der VerOffentlichungen zeigt. Hier nur eine
Auswahl jener Themen, die bear- beitet wurden: Lebensbedingungen in
Neubausiedlungen, Nachbarschaft, Kontaktel Besuche und soziale
Netzwerke, Aktionsraume, vorbereitende Untersuchungen zur Sanierung,
Sanierungsfolgen, Wanderung und Umziige, Suburbanisierung, Infrastruk-
turausstattung und Disparitaten, Segregation, Integration und
Lebensbedingungen von Minoritaten (Gastarbeiter), sozial-raumliche
Strukturen, Migration, Filtering, Bodenwerte und Mieten,
Innenstadtentwicklung, Stadtentwicklung, Macht in der Gemeinde.