Im Binnenmarkt geraten kulturelle Eigenheiten der Mitgliedstaaten haufig
aus dem Blick. Die Rechtfertigung von Markthindernissen gelingt im
Wesentlichen durch das Argument, Marktunvollkommenheiten bekampfen zu
wollen. Regulierungen, die ein grosses symbolisches Gewicht fur das gute
und richtige Zusammenleben innerhalb der Gesellschaft besitzen, werden
marktaffin umformuliert; in diesem Ubersetzungsprozess gehen soziale und
kulturelle Bedeutungen verloren. Eine stabile Grenze des Marktes konnte
stattdessen durch die selbstbewusste Plausibilisierung soziokultureller
Praferenzen der Mitgliedstaaten markiert werden. Dieser Vorschlag wird
am Beispiel der Lotterieregulierung, die durch einen reichen
genealogischen, religios gepragten und moralisch sensiblen Kontext
gepragt ist und sich durch die Logik des Marktes und seiner
Unvollkommenheiten nicht ausloten lasst, durchgespielt.