Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Schrift liegt darin, eine
Übersicht über die Existenzbedingungen des einzelnen
Gesellschaftsmitgliedes und über das Gesamtgefüge sozialer Ungleichheit
zu bieten. Dieser Anspruch mag auf den ersten Blick eher bescheiden
anmuten. Der keineswegs bescheidene Grundgedanke, der mich zu dieser
Studie bewegte, ist jedoch, daß es aktuell eine solche Übersicht - ein
angemessenes Bild der Bundesrepublik Deutsch- land und ihrer
Bevölkerung - nicht gibt. 1. 1 Zielsetzung der Studie und Vorstellung
der Thematik Die Arbeit favorisiert als theoretischen Ansatz das Konzept
der »sozialen La- gen«und liefert-in einer sekundäranalytischen
Umsetzung-eine empirische Lagentypologie für das wiedervereinigte
Deutschland. Diese Typen sozialer Lagen erlauben eine differenzierte
Beschreibung der Lebensbedingungen der bundesdeutschen Bevölkerung,
ermöglichen die angemessene Abbildung der Sozialstruktur Deutschlands
und eröffnen vielfältige Möglichkeiten der Erklä- rung, sowohl der
Entstehung sozialer Ungleichheiten wie auch der aus diesen
entspringenden Konsequenzen. Die deskriptiven und erklärenden
Fähigkeiten des theoretischen und empirischen Modells gehen weit über
die Möglichkeiten älterer Ansätze hinaus und liefern darüber hinaus
relevante Grundlagen für andereneuere Ansätze der Erforschung sozialer
Ungleichheit. Das heißt, die Konzeption versteht sich als fruchtbare
Alternative zu klassischen Ansätzen und gleichzeitig als mögliches
sozialstrukturelles Fundament der aktuellen sozialwissenschaftliehen
Ungleichheitsdiskussion. Mit den eben skizzierten Zielsetzungen und
Ansprüchen ist gleichzeitig auch der Aufbau dieser Arbeit in groben
Zügen umrissen. Sie gliedert sich in zwei Teile: Der theoretische Teil
(II) dient der Entwicklung des Ansatzes sozialer La- gen. Da der Begriff
--soziale Lage« bzw.