1. 1 Unterwegs zu einer Positionierung Stuart Hall positioniert sich in
seinem Referat über das theoretische Vermächtnis der britischen Cultural
Studies, wie sie schwerpunktmäßig im institutionalisierten Kontext des
Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham
vorangetrieben wurden, durch eine Erzählweise, die er autobiographisch
verstanden wissen möchte . . . Normalerweise meint man, Autobiographie
bedeute, die Autorität der Authentizität zu beanspruchen" (Hall2000a, S.
34) -ein Anspruch, den zu erheben sich Hall jedoch hütet: . . Ich werde
über meinen Umgang mit einigen Aspekten des theoretischen Vermächtnisses
der Cultu- ral Studies und mit einigen ihrer vergangenen Momente
sprechen - nicht, weil es sich dabei um die Wahrheit handelt, oder um
die einzige Art und Weise, die Geschichte zu erzählen. Ich habe sie
selbst schon oft anders erzählt und ich beabsichtige, sie später wieder
anders zu erzählen. " (ebd. S. 34f) Die Einnahme einer solchen
essayistisch - wenn nicht bisweilen gar belletristisc- anmutenden
Erzählperspektive pflegt in Wissenschaftskreisen nicht selten den Ver-
dacht der Willkür und des Relativismus zu erregen. Dennoch möchte ich
mich von dieser Perspektive Stuart Halls anregen lassen. Verbirgt sich
doch hinter der Berufung auf die Autorität der Authentizität nicht nur
die Annahme, es gäbe jeweils eine Wahr- heit, sondern auch die
Unterstellung, diese Wahrheit könnte letztendlich nur von wahr- haft
berufenen Erzählern vermittelt werden, "als seien diese zweifelsfrei
Bürgen für ein authentisches Wissen, das einem Fremden grundsätzlich
versagt bleibt" (Dannenbeck/ Eßer/Lösch 1999, S. 25).