Nahezu jeder von uns hat einen Begriff der Leistungsbeurteilung, der
sich unmittelbar mit eigener schulischer Erfahrung verbindet: die
Benotung. Benotung heißt dann überwiegend ein auf Schulfächer und die
eigene "Lei- stung" bezogenes Urteil einzelner Lehrerinnen und Lehrer,
ausgedrückt in Zahlen, Ziffern oder den bekannten sechs Adjektiven, die
Leistungsqualitäten beschreiben sollen: sehr gut bis ungenügend. In der
reformierten gymnasia- len Oberstufe kommen seit Mitte der siebziger
Jahre Bewertungen nach einem Punktesystem hinzu. In den meisten Fällen
gibt sich die sch]llische Bewertung scheinbar "objektiv", dabei zwängt
sie das Lernen und die Lei- stung des einzelnen vor allem in einen
Vergleich zu den Mitschülerinnen und Mitschülern. Die
Leistungsbeurteilung in der Schule ist in der Phase der Bildungs-
reformen der 60er und der 70er Jahre heftig kritisiert und in ihrer
Wirkung auf die Entwicklung des Schulwesens und seiner Erziehungs- und
Unter- richtskultur diskutiert worden. Ansätze zur Reform sind besonders
in der Primarstufe mit dem teil weisen Ersatz von Ziffernnoten durch
verbale Zeug- nisformen umgesetzt worden. Verbalbeuneilungen in der
Sekundarstufe I sind auf wenige Experimentalfälle beschränkt geblieben.
Die Mehrheit aller schulischen Bewertungsvorgänge wird weiterhin im
Ziffernnotenspektrum abgehandelt. Dennoch bleibt die Debatte um den
Ersatz der Ziffernnoten durch Verbalbeuneilungen eine Herausforderung
für die Bildungspolitik. Das fordert unter dem Gesichtspunkt der
Reformbedürftigkeit und -notwendigkeit des Schul-und Bildungswesens die
erziehungswissenschaftliche Forschung zur Stellungnahme heraus.