Diese Auswahl konzentriert sich auf die im weitesten Sinne
frühromantische Epoche der Entwicklung von 1795 bis 1805, die Schlegel
im Anschluß an Kant, der seine Zeit als "Zeitalter der Kritik"
charakterisierte, als Epoche der Kritischen Philosophie verstand. In
Rezensionen, Kritiken, Essays, Fragmenten und Arbeitsnotizen entwirft
Schlegel eine Philosophie, die radikal historisch denkt und - trotz
aller Bezugnahmen auf Fichte - nicht von obersten Prinzipien ausgeht.
Die "Historisierung des Transzendentalen" erfolgt durch eine
"Totalisation von unten herauf" in einem hermeneutisch-kritischen
Prozess, der in eine durch das Konzept der Ironie charakterisierte
transzendentalphilosophische Dialektik mündet. Schlegel ist nicht nur
der Begründer der frühromantischen Hermeneutik und Kritik, sondern auch
Urheber der ersten Konzeption von Dialektik in der nachkantischen
Philosophie. Die von Schlegel veröffentlichten Texte werden im Wortlaut
des Originals abgedruckt und erstmals eingehend kommentiert. Eine
ausführliche Einleitung der Herausgeber erschließt die Entwicklung und
die Grundbegriffe der frühromantischen Philosophie Schlegels und gibt
Hinweise zum Verständnis der einzelnen Texte. Friedrich Schlegel steht
als Philosoph noch immer im Schatten seiner Zeitgenossen. Dies liegt
nicht nur an tradierten Vorurteilen, sondern auch an der scheinbar
unsystematischen, essayistisch-aphoristischen Form der einschlägigen
Texte, in denen zudem vielfach die Grenzen zwischen Poesie und
Philosophie nivelliert werden.