Mit Ausnahme des Kapitels über allgemeine Psychopharmakologie ist dieser
Band ausschließlich den Schizophrenien gewidmet. Der Leser beachte den
Unterschied zur zweiten Auflage: dort wurde den Schizo- phrenien ein
Kapitel gewidmet, heute legen wir einen ganzen Band vor. Heißt dies, daß
die Forschung ganz neue Resultate hervorgebracht hat? Unsere Antwort
ist: nein. Die Herausgeber meinen jedoch, daß hervor- gehoben werden
kann eine Vertiefung des psychodynamischen Ver- ständnisses und eine
Verbreiterung des biologischen Ansatzes anderer- seits. Durch umfassende
Katamnesen wurde der Verlauf der Schizo- phrenien klarer erkenntlich,
die Behandlungsstrategien haben sich verfeinert, insbesondere was die
Rückfallprophylaxe durch Dauermedi- kation betrifft. In den Abschnitten
zur Psychopathologie mußte Rück- sicht genommen werden auf die heute
schärfer denn je ins Blickfeld getretene Schwierigkeit der Abtrennung
der Schizophrenien sui generis zu Grenzsituationen. Überhaupt wird der
Leser in den Kapiteln zur Psychopathologie wohl den auffallendsten
Unterschied zu den vorher- gehenden Auflagen konstatieren. Wohl haben
die Autoren mit Recht die von Kraepelin und Bleuler vorgezeichneten
Pfade nicht ganz verlassen, aber das Hauptgewicht liegt nicht mehr auf
der subtilen Beschreibung sogenannter typischer "Bilder", sondern auf
der Einbettung der Sympto- matologie in einen allgemeinen Zusammenhang.
Die unaufhaltsame Spezialisierung hat mit sich gebracht, daß es keinen
Manfred Bleuler mehr gibt, der wie damals in der zweiten Auflage das
ganze weite Gebiet der neueren Schizophrenieforschung überblickt hätte.
So mußten wir in Kauf nehmen, daß die einzelnen Beiträge sich
gelegentlich überlappen, aber auch daß der Puzzle-Charakter der heutigen
Schizophrenielehre schärfer zum Ausdruck kommt als in der ersten und
zweiten Auflage.