Die rontgenologische Diagnostik des Respirationstraktes war neben der
des Skeletes eine weitere Moglichkeit, welche ohne Zuhilfenahme
kontrastverstarkender oder kontrast- mindernder Medien schon sehr
fruhzeitig in den Anfangen der Rontgenara mit Erfolg betrieben wurde.
Der naturlicherweise vorhandene deutliche Kontrastunterschied zwischen
dem aufgehellten, beatmeten Lungenparenchym und den verschatteten,
blutfUhrenden GefaBen, ferner der dichte Schatten der Mediastinalorgane
und des ZwerchfeIles, gaben den Anfangern in der Rontgendiagnostik die
Moglichkeit, schon wahrend der Durch- leuchtung bestimmte Aussagen zu
machen. Man erkannte bald, daB die pathologischen Pro- zesse in der
Lunge durch zusatzliche Verschattungen bzw. durch Aufhellungen sich
auBern. Es muB hier ganz besonders unterstrichen werden, daB am Anfang
der Rontgen- diagnostik im Thoraxraum die Thoraxdurchleuchtung
(Rontgenoskopie) die Domane dieser Diagnostik war, denn mit Hilfe einer
systematischen Durchleuchtung war es nicht nur moglich, bestimmte
abnorme Befunde im Lungenfeld oder im Mediastinalraum, am Herzen oder am
GefaBband bzw. an der Thoraxwand usw. zu erheben, sondern auf Grund der
topographischen Beziehungen dieser Befunde zu bekannten Gebilden im
Thoraxraum diese entsprechend einzuordnen. Einen wesentlichen Faktor
bildete auch die Funktions- prUfung, so z. B. des ZwerchfeIles, der
Thoraxwand, des Herzens, der Mediastinalorgane usw. Die "flieBende
Rotation" des Kranken wahrend der Durchleuchtung und die Mog- lichkeit
des Einblendens auf ein kleines Feld, ferner der Nachweis der normalen
Zwerch- fellfunktion eventuell der paradoxen Verschieblichkeit
desselben, des Pendelns des Media- stinums, sind nur wenige Beispiele
dieser Moglichkeiten, die mit Hilfe einer subtilen
Thoraxdurchleuchtungstechnik erarbeitet werden konnten. Auch sei hier
ganz besonders die Wiener Schule unter HOLZKNECHT hervorgehoben.