Die Absicht der hier vorgelegten Abhandlung ist, einen der
wesentlichsten Abschnitte der antiken Geschichte, den Aufstieg Roms zur
Weltmacht, nach dem ihm angemessenen Maßstabe historisch-kritisch zu
untersuchen. Das bedeutet, die Vorgänge nicht in erster Linie
formaljuristisch, sondern poli- tisch zu sehen und zu beurteilen,
handelt es sich doch um ein eminent poli- tisches Geschehen, nicht um
einen Abschnitt der Rechtsgeschichte. Wenn die Ergebnisse, zu, denen der
Verfasser gelangt ist, von der zur Zeit weithin geltenden Beurteilung
abweichen, so war dafür nicht der Wunsch maß- gebend, "der herrschenden
Ansicht um des Widerspruchs willen zu wider- sprechen, eine Haltung, die
für Außenseiter charakteristisch ist", wie H. G. Güterbock kürzlich
treffend gesagt hat (Orientalist. Literaturzeitg. 1956, Sp. 520).
Ausgangspunkt der Untersuchung war vielmehr die Frage, ob die Divergenz
der Urteile vieler moderner Forscher und unseres bedeutendsten
Quellenautors, des Polybios, wirklich in der Hauptsache zu Lasten des
Griechen und seiner angeblichen Voreingenommenheit geht. Die Entwick-
lung, die zur Errichtung der römischen Weltherrschaft führte, wurde
dies- mal-wie der Titel zum Ausdruck bringt - bewußt nicht vom
Standpunkt Roms aus betrachtet, sondern von den Verhältnissen der
hellenistischen Welt, namentlich Griechenlands, her gesehen, die die
Voraussetzung für Roms Aufstieg und damit auch für ein gerechtes Urteil
über ihn bilden.