Die Beziehung zum Fremden ist Forschungsobjekt zahlreicher Disziplinen.
Die Definition des Eigenen, des Sakralen und des Fremden hat neben ihrer
kulturellen Einbindung einen starken Verweis auf Gruppenbeziehungen, die
in kleinen, wahrnehmbaren Räumen ihre Wurzeln haben. Die
Sozialpsychologie hat eine Vielzahl von empirischen Befunden zur
Wirkungsweise dieser Definitionsprozesse beigesteuert, welche für die
sozialwissenschaftliche Analyse besonders interessant sind, so z. B. die
Ferienlagerstudien von Sherif, zu denen der Autor eine besondere
wissenschaftliche AffInität entwickelt. Die territorial bezogene
Definition einer Eigengruppe zieht sich in nahezu allen Kulturen durch
die Jahrhunderte. Zu Recht kann man sie als eine für das menschliche
Leben grundlegende Bezugsgruppe bezeichnen. Für viele Menschen ist sie
Teil ihrer sozialen Identität. Das Forschungsproblem, welches der Autor
in der vorliegenden Arbeit zu lösen versucht, besteht darin, zu
erklären, unter welchen Bedingungen ein Ingroupbias, als Diskriminierung
von Fremdgruppen bzw. deren Benachteiligung bei der Verteilung knapper
Güter, entsteht. Die Vermutung, welche auch in wissenschaftlichen
Kontexten nicht selten nahe gelegt wird, besteht zunächst darin, dass
starke regionale Identifikation zu einer negativen Stereotypisierung von
Fremden und damit unvermeidlich zu einem Ingroupbias führt. In diesem
Zusammenhang kommt es im auch Alltagsver- ständnis zu einer
Vorverurteilung des Regionalen bzw. regionaler Identifikation. Im
Zusammenhang mit Modernisierungsprozessen und der Globalisierung
erscheint regionale Identifikation als ein Hindernis bzw. eine Art
Relikt aus früheren Zeiten. Modern dagegen wird als überregional oder
europäisch definiert.