Nun befinden wir uns im Feld der Sprache und können uns entscheiden, ob
wir diesen Sachverhalt aus der Bedürftigkeit des Mängelwesens oder aus
der Fülle menschlicher Möglichkeiten erklären; aus jener
Intellektualität, die einst, eng- lisch' hieß, oder aus der
Angewiesenheit auf Sinnliches, wie sie Tieren zukommt. Ob wir uns der
Bezeichnung bedürftig oder der Benennung fahig erklären, zu- meist - und
zumindest dort, wo nicht unmittelbar Gewalt droht - bewegen wir uns in
einer Sphäre, die konstitutiv durch Sprache bestimmt und durch Sprache
auch dort noch vermittelt ist, wo die Zeugnisse menschlicher Tatigkeit
ihren Sinn und das Einverständnis der Verabredungen zu ihrer Ausführung
nicht mehr er- kennen lassen: Zeichen, deren Sinn verloren ist, nennen
wir stumm; kennzeichnen sie mit einem Begriff, der nicht Negation,
sondern Privation bedeutet: Sprach- bedürftigkeit. Und gerade dort, wo
der dargestellte Gegenstand klar erscheint, stellt sich die Frage nach
dem Sinn, der die Konstruktion des Zeichens verlangte. Wenn das Zeichen
einen Gegenstand repräsentiert, präsentiert es die Sprache zu- gleich;
wenn Formuliertes zum Gegenstand von Formulierung wird, ist nicht nur
die Sache, sondern zugleich die Praxis ihrer Darstellung thematisiert.
Mit jeder Wiederaufnahme wird der Modus ihres Vorverständnisses und
damit ihre sprach- liche Verfaßtheit dargestellt. Jede Wiederholung
droht ein Stück mehr, das Dar- gestellte durch Darstellung zu
verdrängen. Gegen diese Gefahr schützte einst Ver- gessen; im Zeitalter
der Konservierung des Gedächrnisses in Schrift ist Vergessen
rechtfertigungsbedürftig.