Die Bundesrepublik Deutschland mug sich wie vergleichbar exportabhangige
Industrie- lander seit Ende der 60er Jahre mit qualitativ veriinderten
sozialen und okonomischen Entwicklungstrends auseinandersetzen. Global
veranderte weltwirtschaftliche Rahmen- bedingungen, neue Formen einer
internationa!en Arbeitsteilung und wachsende An- spriiche (bisher)
nicht-industrialisierter Lander an die weltweiten Produktions- und
Verteilungsmechanismen wirken sich auf die jeweilige binnenstrukturelle
Branchen- und Produktionsstruktur aus und damit auch auf die qualitative
und quantitative Entwicklung der regionalen Arbeitsmarkte. 1m Gegensatz
zu dem okonomischen Strukturwandel in den 50er und 60er Jahren, der
weniger gravierende raumordnungspolitische Folgekosten hatte, weil das
Wachs- tumspotential geniigend grog war, diirften die gegenwartigen
Entwicklungsbedingun- gen eher eine verstarkt negative Raumbedeutsamkeit
haben. Das gilt urn so mehr, als sich die Rahmenbedingungen der
Raumordnungspolitik ohnehin verandern - vor allem in Zusammenhang mit
dem BevOlkerungsriickgang. Der neue okonomische Struktur- wandel, in dem
die Bundesrepublik geringere Wettbewerbsvorteile einsetzen kann, bringt
gesamtwirtschaftlich erhebliche Folgekosten mit sich. Sie fiihren auch
zu neuen raumlichen Entwicklungskonstellationen. Das stellt insgesamt
das Erreichen der bis- herigen raumordnungspolitischen Ziele des
Bundes - vor allem den Abbau von grog- raumigen Disparitaten -
grundsatzlich in Frage. Die, raumordnungspolitische Tendenzwende'
(Treuner) lagt sich in folgenden - sammenhangen festmachen: Zum erst en
vermindern sich seit langerem die raumlich mobilen Ressourcen. Als Folge
verringerter Wachstumsraten und eines qualitativ veranderten
Standortver- haltens von Unternehmen ergibt sich eine zunehmende
Wirkungslosigkeit der tra- ditionellen, mobilitatsorientierten
Regionalpolitik.