177 Die statistische Mechanik ist ursprunglich von BOLTZMANN und GIBBS
auf der Grundlage der Hamiltonschen Mechanik entwickelt worden. Da wir
jedoch den Ausgangspunkt als ein Problem der Atom-Mechanik formullert
haben, muB eine streng logische Darstellung des Gebietes notwendig an
die Quantenmechanik anknupfen. Trotzdem werden wir im folgenden aus zwei
Griinden die Theorie zuerst auf klassischer Grundlage entwickeln. Einmal
ist das Begriffssystem der Quantenstatistik (abnlich wie das der
Quantenmechanik) in moglichst weit- gehender Analogie zur klassischen
Theorie aufgebaut worden. Die Vorwegnahme der letzteren bringt daher
eine wesentliche Vereinfachung der Darstellung und eine Erleichterung
des Verstandnisses. Zum anderen bleibt fUr die uberwiegende Mehrzahl der
Anwendungen von der Quantenstatistik nur eine geringfUgige Korrektur an
den Resultaten der klassischen Theorie ubrig, die sich bereits im Rahmen
der letzteren plausibel machen (wenn auch nicht beweisen) laBt. Prak-
tisch benutzt man daher in den meisten Fillen die Methoden der
klassischen statistischen Mechanik, deren Kenntnis somit ohnehin
unentbehrlich ist. Die axiomatische Basis der statistischen Mechanik
wird naturgemaB zunachst durch die Axiome der
Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Mechanik gebildet. Auf dieser
Grundlage lassen sich allgemeine Satze uber statistische Gesamtheiten,
ableiten, die fur den Aufbau der Theorie von auBerordentlicher Bedeutung
sind, aber im wesentlichen formalen Charakter besitzen. Bei dem Versuch,
die statisti- sche Mechanik zu einer physikalischen Theorie
auszugestalten, stoBt man auf eine Lucke, die sich trotz vielen
Bemuhungen bisher auf deduktivem Wege nicht hat schlie Ben lassen.