Die italienische Lyrik des 16. Jahrhunderts ist massgeblich dem Diskurs
des Petrarkismus verpflichtet. Genauer gesagt, hat sie den sprachlichen
und poetologischen Vorgaben Folge zu leisten, die Pietro Bembo in seinen
'Prose della volgar lingua' sowie in seinen 'Rime' gemacht hat. Der
Bembismus, wie diese diskursive Auspragung genannt wird, busst jedoch im
Laufe des Cinquecento zunehmend seine Rechtfertigungsgrundlage ein, und
zwar zugunsten von zwei Faktoren, die nicht offiziell von Bembos
Programm sanktioniert sind: Erstens der 'dottrina' und zweitens von
Dante Alighieri. Um diese Erosionsphanomene nachzuverfolgen, sind die
bisher kaum beachteten Anthologien der zahlreichen Renaissance-Akademien
ein besonders geeignetes Feld. Anhand der Poetik und des Programms in
den 'Rime' von drei unterschiedlichen Institutionen ('Argonauti',
'Occulti' und 'Svegliati') werden Strategien aufgezeigt, durch welche
die Akademiker versuchen, den Gegenstandsbereich und die Rehabilitierung
Dantes mit dem petrarkistischen Diskurs in Einklang zu bringen - und
gleichzeitig brisante Anderungen am Letzteren bewirken.