Im Alltag und in der Wissenschaft vom Menscr. en hat die
Personenwahrnehmung eine große Bedeutung. Die Beurteilung der
Eigenschaften und Intentionen anderer Personen ist wichtig fUr eine
erfolgreiche Planung von Handlungen in der sozialen Welt. Die Frage n ch
Eindrucksbildung und Ursachenzuschreibung hat einen zentralen Stellen-
wert fUr die Sozialpsychologie und die diagnostische Urteilsbildung. Das
Thema der Personenwahrnehmung umfaßt Fragen danach, wie die
Eiridrucksbildung abläuft, wel- che Eigenschaften und Intentionen
anderen Menschen zugeschrieben werden und welche Rolle vorgeformte
Schemata und Stereotype fUr den ersten Eindruck spielen. Die Forschung
zur Personenwahrnehmung entwickelte sich nach dem zweiten Welt- krieg
mit großer Geschwindigkeit. In den fUnfziger Jahren wurde das Thema der
Genauigkeit der Personenwahrnehmung besonders beachtet, ohne daß die
Probleme ge- löst werden konnten, die sich im Hinblick auf die Frage
ergaben, ob die Beurtei- lung einer Persönlichkeit genau war oder nicht.
Ein anderer Ansatz, der schon in den vierziger Jahren entstanden war und
der sich aus der gestaltpsychologischen Tradition ableitete, befaßte
sich mit der Eindrucksbildung aufgrund ausgewählter sozialer
Hinweisreize. Dieser Ansatz, der sich als sehr nUtzlich erwies,
bestimmte wesentlich sowohl die Untersuchungsmethoden als auch die
theoretische Orientierung der Forscher. Einerseits wurde versucht, durch
die Kombination von einzelnen Hin- weisreizen (wie Eigenschaften) zu
erfassen, wie ein Eindruck von einer Person ge- bildet wird.
Andererseits fUhrte die gestaltpsychologische Orientierung zu einem
Interesse an dem Prozeß der Personenwahrnehmung, das sich in den letzten
zehn Jah- ren auf Fragen nach der Informationsaufnahme und
Informationsverarbeitung konzen- trierte.