Martina Löw, Dorothee Meister, Uwe Sander Pädagogik zwischen Kontinuität
und Wandel Dieser Sammelband greift mit seinem Titel die
alltagssprachliche Metapher des 'Umbruchs' auf, mit der für die neuen
Bundesländer seit 1990 in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine
normative Zielvorgabe gesellschaftlicher Veränderungen verbunden ist:
der Wechsel ehemaliger DDR-Verhältnisse in bundesrepublikanische
Verhältnisse. Erwartet und im Wort des 'Umbruchs' verankert wird ein
radikaler Wechsel aller gesellschaftlichen Verhältnisse -und zwar kein
langsamer, ausgehandelter Prozeß einer beid- seitiger Annäherung,
sondern eine einseitige Anpassung. Für sensible ge- sellschaftliche
Bereiche, zu denen die Pädagogik als Theorie und Praxis der Bildung,
Qualifikation und Erziehung gehört, gilt dieser Anspruch beson- ders.
Mehr oder minder ausdrücklich werden pädagogische Felder als Ob- jekt
und als Medium des 'Umbruchs' behandelt. An die systematische Bil- dung
und Erziehung werden in besonderer Art ideologische und inhaltliche
Umorientierungen herangetragen: Zum einen muß eine DDR-Pädagogik in eine
BRD-Pädagogik transformiert werden, und zum anderen bekommt diese neue
BRD-Pädagogik die Aufgabe, Umbruchprozesse in anderen ge-
sellschaftlichen Bereichen (im Bereich der Arbeit, der Freizeit und des
So- zialen) zu befördern und zu unterstützen. Und tatsächlich setzt nach
1990 in den neuen Bundesländern ein rasanter Prozeß der
gesellschaftlichen Veränderung ein, dessen Ausmaß gewohnte Vorstellungen
sozialer Dynamik bei weitem übertrifft. In kürzester Zeit än- dern sich
die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedin- gungen.
Rechtliche Grundlagen, Organisationen und institutionelle Struktu- ren
werden ausgetauscht.