Der Zusammenhang zwischen Optimierung einerseits und Simulation
andererseits wurde lange Zeit einseitig gesehen. Vielfach begriff man
die Simulation als "Not- lösung" für die Fälle, in denen aus einer
Vielfalt von Gründen eine Optimierung nicht möglich erschien, sei es,
daß ein konvergierender Algorithmus nicht existierte, sei es, daß die
verfügbaren Informationen über das zukünftige Geschehen unvollkommen
waren. Biethahn unternimmt den Versuch, die beiden Vorgehensweisen aus
ihrer alter- nativen Beziehung in eine additive oder komplementäre zu
überführen. Dabei wird der I mpetus dieses Forschungsbemühens wesentl
ich dadurch charakterisiert, daß ein Bei- trag zur Lösung empirisch
auftauchender Probleme geleistet werden soll. Gerade dies ist bei der
Lagerhaltung schon relativ früh versucht worden. Die von Harris
vorgeschla- gene Formel zur Lagerbestandsbestimmung feiert in diesen
Tagen die sechzigste Wiederkehr ihres Geburtstages. Dies dürfte aber für
den Autor nicht das entscheidende Motiv für die Auswahl des
Demonstrationsbereiches einer Kombination von Optim ie- rung und
Simulation gewesen sein, vielmehr sind es die in der Praxis wachsenden
Probleme bei der Steuerung der Lagerbestände. Hierbei bietet er in
mehrfacher H in- sicht eine Reihe neuer Ergebnisse, von denen einige -
mir wichtig erscheinend- besonders herausgehoben werden sollen: In einer
Vielzahl von Lagerhaltungsmodellen wird mit hohem intellektuellem Auf-
wand rein formal unter Vernachlässigung neuerer betriebswirtschaftlicher
Grundlagen vor allem im Bereich der Kostenrechnung mit einer
Kostenzuordnung bezüglich der Bestände und Güterströme gearbeitet, die
mit dem Identitätsproblem (RIEBEL) schlechterdings unvereinbar ist, wenn
man von einigen in der Realität kaum vorkom- menden Ausnahmen absieht. -
Die Lagerhaltung ist ein Investitionsproblem.