Die Prinzipal-Agenten-Theorie ist ein neues mikrookonomisches Paradigma
zum Studium von Organisationen. Die mikrookonomische Theorie studiert
parktisch ausschlieBlich "Ich-Du- Beziehungen", wie sie v. Oppen in
seinem Werk "Das personale Zeitalter" nennt. Dies ist eine flir das
Studium der Unternehmensorganisation hOchst unbefriedigende Situation,
und zwar aus zwei Griinden: 1. Prizipale sind im Normalfall der heutigen
Unternehmung Gruppen von Individuen. Dasselbe gilt natiirlich flir die
Agenten. 2. Agenten sind in Unternehmen gleichzeitig Prinzipale: Sie
sind in mehrstufige Hierarchien ein- gebunden. Das erste Problem konnte
man dadurch zu tiberwinden suchen, daB man zuniichst das Zustande-
kommen von Gruppenentscheidungen untersucht und dann die
Gruppenentscheidung als das In- teresse des Prinzipals bezeichnet.
Nattirlich ist eine solche Losung des Problems unbefriedigend, da die
Gruppenentscheidung nicht unabhiingig yom Vertragssystem zwischen
Prinzipal und Agent ist. Man kann nattirlich auch eine Losung des
Problems darin sehen, daB man Solidaritiit zwischen dem einen Prinzipal
konstituierenden Individuum und zwischen dem einen Agenten konstituie-
renden Individuum annimmt. Das ist ebenfalls unbefriedigend. Die
Giiltigkeit des Solidaritiitsaxi- oms wird zwar in der Teamtheorie von
Radner und Marschak vorausgesetzt, doch ist dies eine heroische Annahme,
da auch zwischen den Menschen auf einer Entscheidungsebene Zieldiver-
genzen und Motivationsunterschiede bestehen konnen. Ftir die Entwicklung
einer mikrookonomischen Theorie der Unternehmensorganisation mtissen die
beiden genannten Probleme gelost werden. Die vorliegende Arbeit
konzentriert sich auf die Losung des zweiten Problems.