In den letzten Jahren sind Fragen des Haftungsrechts in Wissenschaft und
Politik intensiv diskutiert worden. Produkthaftung, Arzthaftung,
Arbeitnehmerhaftung, Umwelthaf- tung und Haftung bei Verkehrsunfallen
waren dabei die wichtigsten Anwendungsgebiete, Gefahrdungshaftung und
Verschuldenshaftung die meistzitierten Formen des Haftungsrechts.
Wahrend in der juristischen Diskussion der Aspekt des "gerechten,
Schadensausgleiches" im Vordergrund stand, haben sich die Okonomen
insbesondere fur die Praventionswirkungen des Haftungs- rechts
interessiert. Hierbei geht es urn die Frage, inwieweit haftungs-
rechtliche Regelungen geeignet sind, die potentiell an einem Unfall
Beteiligten ("Verletzer" und "Opfer") zu sorgfaltigem Handeln zu
veranlassen. Die Sorgfalt ist dabei das Mittel, mit dem die
Unfallwahrscheinlichkeit und gegebenenfalls auch das AusmaB des
entstehenden Schadens vermindert werden konnen. Die Okonomen waren keine
Okonomen, wenn sie das hiermit ange- sprochene Problem nicht auf die
Frage zuspitzten, worin denn ein optimales Sorgfaltsniveau bestehe, und
inwieweit es uber das Haftungsrecht realisierbar seL Das vorliegende
Buch stellt die okonomische Sicht des Haftungsrechts auf folgende Weise
dar: Zunachst wird in einem einleitenden Teil (A) begriindet, warum sich
Okonomen mit Fragen des Haftungsrechts beschaftigen und auf wel- che
Weise sie zu ihren Aussagen gelangen. Die Darstellung knupft stark an
die in der angelsachsischen Literatur unter der Bezeichnung Vonoort VIII
"Law & Economics" von Posner, Shavell und anderen begriindete Richtung
an. Fur Angehorige des "Tribe of the Econ"l mag diese Vorgehensweise
selbstverstandlich sein. Da dieses Buch jedoch uber die Stammesgrenzen
hinaus wirken will, ist eine solche Grundlegung unverzichtbar.