In den Grundvorlesungen uber Technische Mechanik werden aus didaktischen
Grunden vorwiegend solche Probleme behandelt, die in die Denkweise die-
ses Gebiets einfuhren und ohne allzu groBe mathematische und rechneri-
sche Schwierigkeiten zu losen sind. Diese Vorgehensweise ist richtig,
denn der Student soll in den ersten Semestern nicht durch aufwendige und
komplizierte Berechnungsverfahren von den wesentlichen Prinzipien der
Mechanik abgelenkt werden. Nachdem die Grundbegriffe sicher erarbeitet
worden sind, kann man dazu ubergehen, auch numerisch schwierigere oder
zumindest aufwendigere Probleme der Mechanik zu behandeln. Dabei treten
seltener Schwierigkeiten im mechanischen Verstandnis auf, sondern viel-
mehr in der mathematischen Formulierung der Probleme und deren Losung
bis zum numerischen Endergebnis. Ziel dieses Buches ist es, diese oft-
mals vorhandene Lucke zwischen Grundwissen und numerischer Durchfuhrung
einer konkreten Aufgabe zu schlieBen. Das vorliegende Buch soIl also in
das umfangreiche Gebiet der numeri- schen Methoden einfuhren. Hier gibt
es prinzipiell zwei Moglichkeiten der Darstellung. Man kann numerische
Methoden (wie z. B. Differenzenver- fahren, Newtonsches Verfahren usw. )
beschreiben und diese dann auf spe- zielle mechanische Aufgaben
anwenden. Die andere Art der Darstellung geht von der mechanischen
Problemstellung aus und entwickelt hierfur eine numerische Methode. Der
erste Weg wird im allgemeinen starker von einem Mathematiker bevorzugt,
wahrend der Ingenieur wohl lieber den zweiten Weg wahlen wird. Ich habe
mich in diesem Buch fur die zweite Darstellungsart entschlossen. Diese
mehr induktive Vorgehensweise kostet zwar etwas mehr Zeit, erfaBt aber
die Besonderheiten einer mechanischen Aufgabe besser, d. h. die
numerische Methode ist dem jeweiligen Problem besser angepaBt.