Dieses Buch untersucht die verfassungsrechtliche Zulässigkeit des
Einsatzes von Nudges durch den Staat aus der Perspektive der
Nudge-Adressaten. Dabei werden Nudges als Rechtsetzungsinstrument
definiert und ihre Grundlagen in Ökonomik und Verhaltensökonomik
dargestellt. Davon ausgehend wird die Kritik an der unterbewussten
Wirkungsweise der Nudges aufgegriffen und einer rechtlichen Bewertung
zugeführt, wobei den Vorwürfen der Manipulation und des Paternalismus
besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Als individualrechtlicher
Gegenpol der Nudges wird das allgemeine Persönlichkeitsrecht
identifiziert, das der personalen Autonomie der Nudge-Adressaten
grundrechtlichen Schutz gewährt. Auf Grundlage des Autonomiekonzepts
Joel Feinbergs entsteht so ein abstraktes Modell, mit dessen Hilfe die
grundrechtliche Relevanz von Konflikten zwischen Nudges und personaler
Autonomie bewertet werden kann. Dieses Modell wird abschließend zur
Untersuchung konkreter Nudges angewendet, namentlich um die
Widerspruchslösung bei der postmortalen Organspende, die Regelungen zur
Grundversorgung mit Energie sowie staatliche Hinweise zum Umgang mit
Trinkwasser und Warnhinweise vor den Gefahren von Tabakprodukten
rechtlich zu bewerten. Im Rahmen dieser Bewertung kommt der
verhaltensökonomischen Prägung der Nudges bei der Würdigung ihrer
Eingriffsqualität besondere Bedeutung zu.