Das Buch analysiert umfangreiche Literatur zum Konflikt um die
Erdgaspipeline Nord Stream 2 und zeigt auf, dass praktisch alle
geführten Argumente innerhalb weniger Jahre nach Baubeginn obsolet
wurden. Das Festhalten an den Argumenten auch nach Entfall ihrer
Gültigkeit zeigt, dass eher die erhoffte Wirkung (pro oder contra) als
die Argumente selbst für die Akteure ausschlaggebend sind. Nach einem
Überblick über die Rahmenbedingungen werden die Argumente pro und contra
Nord Stream 2 besprochen, gegliedert nach den Dimensionen des
erweiterten Zieldreiecks der Energiepolitik, also Bezahlbarkeit im
Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, Umweltschutz,
Versorgungssicherheit sowie neu einer außenpolitischen Dimension. Als
extrem schwierig zeigt sich die Abschätzung von Angebot und Nachfrage,
angesichts der Schiefergas-Revolution, dem drastischen Rückgang der
eigenen Förderung und der laufenden Dekarbonisierung der EU. Den
eigentlichen "Game-Changer" bildet indes die Einrichtung des
EU-Binnenmarktes für Erdgas sowie die Wirksamkeit der damit verbundenen
Maßnahmen, was die einseitige Abhängigkeit drastisch verringert. Die
umweltpolitische Diskussion übersieht vielfach den Vorteil von Erdgas
wegen der schadstoffärmeren Verbrennung, v.a. aber die Gefahren durch
Leckagen (80-fach höhere Klimawirksamkeit gegenüber CO2). Die submarine
Nord Stream 2 ist hier unbedenklich, anders als viele russischen
Zuläufe, dem maroden ukrainischen Korridor, und dem Flüssiggas aus
unkonventionellen Förderungen der USA. Das Buch schließt mit einer
Diskussion der Faktoren und von geostrategischen Aspekten.