Das Erste Gossensche Gesetz besitzt eine zentrale Bedeutung in der
Wirtschaftstheorie. Es besagt, daß der Grenznutzen oder zusätzliche
Nutzen eines Gutes mit zunehmender Menge sinkt. Um so erstaunlicher ist
es, daß die preispolitischen Implikationen dieses Gesetzes erst in
allerjüngster Zeit untersucht worden sind. Um das Problem zu
illustrieren, stellen wir uns vor, ein durstiger Wanderer komme an eine
Gaststätte. Das erste Glas Bier, das er dort trinkt, stiftet ihm einen
höheren Nutzen als z. B. das fünfte Glas. Warum fordert der Wirt
angesichts dieser Situation für das erste Glas nicht einen höheren Preis
als für das fünfte? Bei einem mengenunabhängigen Einheitspreis
verschenkt der Wirt Gewinnpotential, der Wanderer hingegen realisiert
eine Konsumenten- rente, d. h. er braucht für bestimmte Einheiten
weniger zu zahlen als er bereit wäre. Dies ist in vereinfachter Form die
Problemstellung der nichtlinearen Preisbildung. Es geht darum, die
Preisstruktur in Abhängigkeit von der gekauften Menge so zu optimieren,
daß die Zahlungsbereitschaft der Kunden möglichst weitgehend
ausgeschöpft wird und damit deutlich höhere Gewinne als bei einem
Einheitspreis erzielt werden. Strategisch ist die nichtlineare
Preisbildung der Marktsegmentierung zuzurechnen, wobei sich die Kunden
durch ihr tatsächliches Nachfrageverhalten selbst bestimmten Segmenten
zuordnen.